Normen und Standards
ISO (International Standardisation Organisation) ist eine der weltweit größten Standardisierungsorganisationen. Der Hauptsitz der Organisation befindet sich in Genf. Der Schwerpunkt der Standardisierungsaktivitäten liegt im Bereich der technischen Standards. ISO Standards sind weltweit bekannt und akzeptiert. Sie verfügen über ein hohes wirtschaftliches und soziales Ansehen. Die veröffentlichten Standards werden von nahezu allen Nutzern der RFID Technologie angewandt. ISO Standards werden mit dem Ziel veröffentlicht, die Entwicklung, Herstellung und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen effizienter und sicherer zu gestalten. Ebenfalls zielen sie darauf ab den Handel zwischen verschiedenen Ländern einfacher und fairer zu vollziehen und Regierungen eine technische
Grundlage zur Gesetzgebung zu bieten.
ISO RFID-Standards können im Wesentlichen in vier verschiedene Kategorien unterteilt werden: Luftschnittstellen, Testmethoden, Datenprotokolle und Anwendungsstandards. Für verschiedene Nutzer der RFID Technologie, wie beispielsweise Endanwender, Systemintegratoren, Softwarehersteller, Readerhersteller und Transponderhersteller sind jeweils bestimmte Standards von besonderer Bedeutung.
Begriffe – Automatische Datenerfassung (ISO/IEC 19762)
ISO/IEC 19762-1 liefert allgemeine Bezeichnungen und Definitionen aus dem Bereich der automatischen Datenerfassung. Die Begriffsdefinitionen können auch bei der Kommunikation zwischen Technologieexperten und Anwendern hilfreich sein. Während Teil 2 sich mit optisch lesbaren Medien, wie beispielsweise dem Barcode beschäftigt, werden in Teil 3 speziellere Bezüge zu RFID Systemen genommen. Der Standard enthält Bezeichnungen und Definitionen zum Thema RFID im Warenflussmanagement. Erläutert werden Begriffe wie „air interface“, „alignment“ und „hop rate“. Teil 4 und Teil 5 definieren Begrifflichkeiten aus den Bereichen Funkkommunikationund Location Systems.
Einsatzempfehlungen (ISO/IEC TR 24729, Teil 1 Implementation Guidelines für RFID-Label,Teil 2 Implementation Guidelines zur Recycelfähigkeit von Transpondern,Teil 3 Implementation Guidelines zur Installation von UHF Systemen,Teil 4 Transponderdatensicher
Bei dem vierteiligen technischen Report ISO/IEC 24729 handelt es sich um ein im Jahr 2009 abgeschlossenes Standardisierungsprojekt. Die Arbeiten an Teil 1 und Teil 2 sind bereits in 2008 beendet und die Standards veröffentlicht worden. Der Report soll verschiedene Einsatzempfehlungen für RFID-Geräte zum Management des Warenflusses liefern. Der Teil ISO/IEC TR 24729-1 befasst sich mit Einsatzempfehlungen für RFID-Label. Mit ISO/IEC TR 24729-2 wurden Hinweise zur Recycelfähigkeit von Transpondern erarbeitet. ISO/IEC TR 24729-3 enthält Einsatzempfehlungen zur Installation von UHF Readern und Antennen in Logistikanwendungen. Hinweise zum Thema Transponderdatensicherheit werden in Teil 4 gegeben.
Anwendungsempfehlung – Profile für Anwendungserfordernisse (ISO/IEC TR 18001:2004)
ISO/IEC TR 18001 beschreibt Profile für Anwendungserfordernisse, die zur Auswahl von RFID-Technologien herangezogen werden können. Der Report umfasst klassifizierte Ergebnisse von drei Markterhebungen, sowie Erläuterungen einiger Zusammenhänge hinsichtlich Reichweite und Multitag-Situationen. Des Weiteren wird Bezug genommen auf die Klassifizierung von Transpondern.
Anwendungsstandards (ISO 21007-1:2005, ISO 21007-2:2005)
ISO 21007 beschreibt Datenstrukturen zur eindeutigen Identifikation von Gaszylinder und verwandten Objekten. Der Standard ist unabhängig von Frequenzen und Übertragungsprotokollen. Besonders berücksichtigt wurde, dass die Datenelemente in EDI-Umgebungen (Electronic Data Interchange) problemlos eingesetzt werden können. Derzeit findet eine Überarbeitung von Part 2 statt.
Anwendungsstandards (ISO 17363 Frachtcontainer, ISO 17364 Wiederverwendbare Transporteinheiten, ISO 17365 Transporteinheiten, ISO 17366 Produktverpackungen, ISO 17367 Produkttagging)
Diese Anwendungsstandards definieren für einzelne Anwendungen bzw. Anwendungsbereiche eine bestimmte technische Implementierung, wobei aus der Vielzahl von Technologie- und Datenstandards die jeweils am besten passende Lösung ausgewählt wird. Die Anwendungsstandards verweisen auf Luftschnittstellenstandards aus ISO/IEC 18000 und die entsprechenden Datenstandards aus dem Warenflussmanagement. Betrachtet werden alle Ebenen der Lieferkette. Durch diese Standards werden nun erstmals eine geschlossene Beschreibung aller Verpackungsebenen und deren Relationen zueinander gegeben. Alle fünf genannten Standards befinden sich nach erstmaliger Veröffentlichung im Jahr 2007, bzw. 2009 derzeit wieder in Bearbeitung. Die bereits existierenden Standards behalten aber bis zu deren Fertigstellung ihre Gültigkeit.
Standardisierung von Fahrzeug-Versand-Informationen für den RFID Einsatz (VDA 5520 )
Die in 2008 veröffentlichte Empfehlung VDA 5520 beschäftigt sich mit der Standardisierung des Einsatzes von RFID-Komponenten im Fahrzeugdistributionsprozess über die beteiligten Partner (Hersteller, Logistik Dienstleister und Handel). Des Weiteren werden das Fahrzeugdistributionslabel und die auf dem Transponder zu speichernden Fahrzeugversandinformationen standardisiert.
Einsatz der Transpondertechnologie in verschiedenen Applikationsfeldern - VDI 4472 (Blatt 1 – Allgemeiner Teil, Blatt 2 – HF-Systeme, Blatt 4 – Kostenbewertung, Blatt 5 – Mehrweglogistik, Blatt 8 – Leitfaden für das Management von RFID Projekten, Blatt 10
Die VDI Richtlinie 4472 Blatt 1 beschreibt allgemeine Anforderungen zum Einsatz der RFID Technologie entlang der Supply Chain. Das Blatt 2 führt bereits eine erste Spezialisierung auf eine Applikation durch und beschreibt den Einsatz von RFID-Systemen in der Textilindustrie. Es wird spezieller Bezug zu Anwendungen im HF Bereich genommen. Die verschiedenen Teilnehmer der textilen Kette wie Bekleidungshersteller, Logistikdienstleister, Fördermittel- und Transportanlagenhersteller, Finisher, Veredler, Einzelhändler und Stoffproduzent erhalten Hinweise zum Einsatz der Transpondertechnologie. Bei der Integration von Transpondern in Bekleidungsgegenstände werden unmittelbar nach der Herstellung der Ware Informationen zum Kleidungsstück dem Transponder zugeordnet. Diese „Verheiratung“ überdauert den gesamten Produktlebenslauf. Das Konzept „Applikation von Transpondern an Bekleidungsgegenstände“ sieht vor, dass der Transponder nicht dauerhaft mit dem Bekleidungsstück verbunden ist, sondern nur für einzelne Abläufe innerhalb der textilen Kette verwendet wird. An einem bestimmten Punkt der textilen Kette, zum Beispiel dem Point of Sale, wird der Transponder wieder entfernt. Das in 2009 erstmals veröffentlichte Blatt 4 beschreibt Methoden zur Kostenbewertung von RFID Systemen in den verschiedenen Applikationsfeldern. Blatt 5 des Standards beschreibt den Einsatz der Transpondertechnologie in der Mehrweglogistik. Die in 2008 veröffentlichten Blätter 8 und 10 liefern eine Übersicht für das Management von RFID Projekten und beschreiben Testmethoden zur Bestimmung der Performance von Transpondersystemen. Im Januar 2010 erfolgte dann die Veröffentlichung eines Entwurfs von Blatt 12 des Standards. Dieses von der VDI-Gesellschaft Fördertechnik Materialfluss Logistik bearbeitete Blatt beschreibt allgemeine Anforderungen an Transpondersysteme zum Einsatz in der Supply Chain. Die Richtlinie erläutert die Grundlagen der Transpondertechnologie und stellt die Komponenten eines RFID Systems näher dar.
Datenprotokolle – RFID in Bibliotheken (ISO 28560-1, ISO 28560-2 ,ISO 28560-3, ISO 28560-4 und ISO 28560-5)
Der ISO Standard 28560 beschreibt verschiedene Datenmodelle für Bibliotheken. Teil 1 enthält allgemeine Anforderungen und Datenelemente. Die Teile 2 und 3 stellen zwei verschiedene Datenmodelle zur Verfügung. Während in Teil 3 der bisherige Praxisstandard, das Dänische Datenmodell umgesetzt wird, stellt Teil 2 ein Höchstmaß an Variabilität zur Verfügung. Mit dem dort implementierten Object Identifier Modell (OID) werden auch die Belange der Verlage mit einbezogen. Dies besitzt allerdings den Nachteil, dass Teil 2 sehr komplex ist und bisher nur wenige Anwender das Konzept nutzen. Die Arbeiten an allen drei Teilen des Standards wurden in 2011 beendet. Die Teile 4 und 5 befinden sich derzeit in der Entwicklung. Die Arbeiten an diesen Abschnitten wurden im Jahr 2012 begonnen. Teil 4 stellt eine Anlehnung an den bereits verabschiedeten Teil 2 dar. Allerdings bezieht Teil 4 sich explizit auf Transponder mit einen geteilten Speicher, wie dies beispielsweise bei Transpondern nach dem neuen EPC HF Standard der Fall ist. Teil 5 wird die UII (Unique Item Identifier) für Bibliotheken definieren.
Datenprotokoll – Software Infrastruktur (ISO/IEC 24791-1, ISO/IEC 24791-2, ISO/IEC 24791-3, ISO/IEC 24791-4 und ISO/IEC 24791-5,)
Wichtiger Bestandteil eines RFID Systems ist die Software-Infrastruktur, in die der Reader eingebettet ist. In Ergänzung zu den Datenstandards 15961 und 15962 wird diese durch den mehrteiligen
Standard ISO 24791 beschrieben. Es werden Anforderungen, Funktionen und Schnittstellen spezifiziert. Die einzelnen Teile befassen sich mit den Themenfeldern Architektur, Datenmanagement, Gerätemanagement, Applikationsinterface und Geräteinterface. Die Arbeiten an Teil 1 wurden im Jahr 2010 beendet und veröffentlicht. Teil 1 beschreibt allgemeine Anforderungen und die Software Infrastruktur eines Systems. Teil 2 des Standards zum Thema Datenmanagement wurde in 2011verabschiedet. Die Arbeiten an Teil 5, welcher das Device Interface beschreibt, wurden im vergangenen Jahr beendet. Die Arbeiten an Part 6 des Standards, welcher sich mit dem Thema Security beschäftigte, sind bereits 2010 eingestellt und verworfen worden.
Datenprotokoll – Eindeutige Kennzeichnung (ISO/IEC 15963:2009)
Eine überarbeitete Version des Datenprotokolls ISO/IEC 15963 ist im Jahr 2009 unter dem Titel ISO/IEC 15963:2009 publiziert worden. Der Standard beschreibt Kennzeichnungssysteme zur eindeutigen Identifikation von Transpondern. Die Anwendungsbereiche für solche eindeutigen Kennzeichnungen sind die Verfolgbarkeit der Transponder während des Fertigungsprozesses, Antikollisionsmechanismen zur Erfassung mehrerer Transponder im Erfassungsbereich eines Readers und die Verfolgung der mit dem Transponder verbundenen Ware.
Datenprotokoll – Transponderinterface (ISO/IEC 15962:2004)
ISO/IEC 15962:2004 fokussiert sich auf die Datenverarbeitung in der Schreibleseeinheit, sowie auf die Übersetzung der Anwendungskommandos und Daten in luftschnittstellenspezifische Transponderfunktionen. Der Standard umfasst Angaben zur Kodierung der Object Identifier, Datenverdichtungsregeln, Vorverarbeitung der Daten, Datenformatierung (Logical Memory Map) einschließlich der optionalen Verwendung einer Verzeichnisstruktur und eine Beschreibung eines Transpondertreibers als Schnittstelle zu den Luftschnittstellenspezifikationen nach ISO/IEC 18000.
Die überarbeitete Fassung des Standards wird den gesamten Prozess und die Methoden zur Formatierung der Applikationsdaten in Datenstrukturen, die im RFID Transponder gespeichert werden können, beschreiben.
Datentransfer zu und von Applikationen (ISO/IEC 15961-1, ISO/IEC 15961-2, ISO/IEC 15961-3, ISO/IEC 15961-4)
ISO/IEC 15961-1 definiert den Datentransfer zu und von Applikationen. Unterstützt wird dies durch geeignete Anwendungskommandos und Antworten. ISO/IEC 15961-2 spezifiziert die Registrierungsprozedur von RFID Datenelementen. Noch nicht spezifizierte Datenelemente, die für neue Anwendungen erforderlich sind, werden entsprechend der definierten Prozedur angemeldet und
vergeben. Die Aufgaben der Registrierungsorganisation werden beschrieben. Dazu gehört die Vergabe von Application Family Identifiers (AFIs) für bestimmte Anwendungen, sowie die Zuordnung von Datenelementen zu den Applikationen und die Registrierung von Stamm-OIDs (Object Identifier). Diese bieten einen hierarchisch organisierten Ordnungsbegriff. Dies sind weltweit eindeutige Kennungen für Objekte, welche in ISO/IEC 9834-1 normiert sind. ISO/IEC 15961-3 definiert die Datenelemente, sowie die Regeln zu deren Benutzung. Part 4 des Standards beschreibt Application Interface Commands bei batteriegestützten Transpondern und Transpondern mit integriertem Sensor.
Testmethoden – Konformität mit Luftschnittstellenstandards (ISO/IEC TR 18047 – Teile 2, 3, 4, 6 und 7)
ISO/IEC TR 18047 definiert Testmethoden zur Feststellung der Konformität von RFID-Produkten (Transpondern und Lesern) mit den Spezifikationen der entsprechenden Teile von ISO/IEC 18000. Transponder werden hinsichtlich der Amplitude des Rückmodulationssignals und Leser bezüglich der erzeugten Feldstärken und des Modulationsverhalten überprüft. Außerdem werden Referenzaufbauten für Transponder und Leser definiert. Die in diesem Standardbeschriebenen Testmethoden sind ebenfalls nicht zur Überprüfung der Einhaltung von regulatorischen Vorschriften ausgelegt. Daher werden im Rahmen der Funkzulassung überprüfte Parameter hier nicht erneut berücksichtigt. Teil 2 des Standards wurde im vergangenen Jahr überarbeitet und ersetzt nun die aus dem Jahr 2006 stammende Version des Standards. Eine Neufassung von ISO/IEC TR 18047-3 wurde in 2011 veröffentlicht.
In diese ist die im Jahr 2007 veröffentlichte Cor 1, welche den bereits 2004 herausgegebenen Teil für RFID-Systeme im HF-Frequenzband überarbeitete, ein gepflegt. Die in 2008 veröffentlichte Cor 2 hat weiterhin Gültigkeit. Eine Betrachtung der Systeme mit einer Betriebsfrequenz von 2,45 GHz erfolgt in dem 2004 veröffentlichten und immer noch unverändert gültigen Teil 4. Im vergangenen Jahr wurde ebenfalls eine aktualisierte Version des Teils 6 des Standards publiziert, welcher sich auf Systeme mit einer Betriebsfrequenz von 860 MHz – 960 MHz bezieht. Bereits in 2010 wurden die Arbeiten an einer Revision von Part 7 des Standards beendet. Dieser Teil nimmt Bezug auf den Standard ISO 18000-7 und somit auf die Luftschnittstelle bei einer Frequenz von 433 MHz.
Testmethoden – Leistung von RFID-Systemen (ISO/IEC 18046 – Teile 1, 2 und 3)
ISO/IEC 18046 enthält Testmethoden zur Messung der Leistungsfähigkeit von Transpondern und Readern in verschiedenen Anwendungsszenarien. Beschrieben werden Messmethoden zur Bestimmung der Identifikationsreichweite und Identifikationsrate, der Lesereichweite und Leserate und der Schreibreichweite und Schreibrate. Mit den 2011 überarbeiteten Teilen 18046-1, 18046-2 und dem im vergangenen Jahr überarbeiteten Teil 3 werden die Testmethoden für Gesamtsysteme, Lesegeräte und Transponder in getrennte Standardwerke gegliedert. Die beschriebenen Testmethoden überprüfen nicht die Konformität mit den regulatorischen Funkvorschriften.
Luftschnittstellen – Elementartransponder (ISO/IEC TR 24710:2005)
Der technische Report ISO/IEC TR 24710 mit dem Originaltitel „Elementary tag licence plate functionality forISO/IEC 18000 air interface definitions“ unterstützt die Implementierung von elementaren Transpondern, das heißt von Readonly- und einmalbeschreibbaren Transpondern mit einem beschränkten Datenvolumen von üblicherweise 256 Bit. Der Report definiert für die Teile 2,3, 4, 6 und 7 von ISO/IEC 18000 Übertragungsparameter, die für die Kommunikation zwischen Reader und solch einem Elementartransponder erforderlich sind. Der Report spezifiziert keine eigene Luftschnittstelle, sondern nutzt ein Subset der Protokolle von ISO/IEC 18000.
Luftschnittstellen – Mobile RFID Leser (ISO/IEC 29143:2011)
Die Arbeiten an ISO/IEC 29143 wurden in 2011 beendet und dieser erstmals veröffentlicht. Derzeit wird in dem Standard ausschließlich Bezug auf mobile UHF Systeme im Frequenzbereich zwischen 860 MHz und 960 MHz genommen. Der Standard kann als eine Ergänzung zu ISO/IEC 18000-6 gesehen werden, welche spezielle Herausforderung mobiler RFID Systeme beschreibt. Eine Ausweitung des Standards auf andere Frequenzbänder ist in Planung. In dem Standard werden Anforderungen an mobile Leser und Methoden zur Vermeidung von Interferenzen zwischen zwei oder mehr gleichzeitig aktiven Geräten beschrieben. Ebenso wird ein Verfahren zur Vermeidung von Kollisionen bei zeitgleichem Zugriff von mehreren Lesern auf einen Transponder erläutert. Aus Applikationssicht beschreibt der Standard die Nutzung des Speicherbereichs des Transponders in mobilen Anwendungen. Alle bereits existierenden ISO Luftschnittstellenstandards werden durch diesen nicht beeinflusst. Das Kommunikationsprotokoll und der physikalische Austausch von Informationen zwischen Leser und Transponder bleiben unverändert.
Luftschnittstellen – 433 MHz (ISO/IEC 18000-7:2009)
ISO/IEC 18000-7 definiert eine Luftschnittstelle für ein aktives RFID-System bei einer Frequenz von 433 MHz. Der Standard ist dafür vorgesehen, Kompatibilität zu ermöglichen und Interoperabilität verschiedener auf dem Markt verfügbarer UHF Produkte zu gewährleisten. ISO/IEC 18000-7:2009 beschreibt die Forward und Return Link Parameter, sowie technische Eigenschaften wie Frequenz, Kanalbandbreite, maximale Ausgangsleistung, Spurious Emissions, Modulation, Bitraten und Datenverschlüsselung. Darüber hinaus beschreibt der Standard das Kommunikationsprotokoll für die Luftschnittstelle. Derzeit findet eine Überarbeitung von ISO 18000-7 statt.
Luftschnittstellen – 860-960 MHz (ISO/IEC 18000-6:2010)
Die derzeit gültige Fassung des Standards ISO/IEC 18000-6:2010 enthält eine Betriebsart mit vier verschiedenen Ausführungsformen. Typ A und Typ B arbeiten nach dem Verfahren „Reader Talks First“ und verwenden die gleiche Signalübertragung vom Transponder zum Reader. Dabei benutzt Typ A Pulse Interval Encoding (PIE) für die Übertragung zum Transponder und ein adaptives ALOHA-Verfahren als Antikollisionsmethode. Typ B greift dagegen auf eine Manchester Kodierung sowie ein adaptives Binary-Tree-Verfahren zurück. Typ C ist in seiner Form vollständig kompatibel zu dem bestehenden EPCglobal UHF Generation 2 Air Interface Protocol. Diese Kompatibilität ermöglicht die Verwendung der gleichen Hardware-Infrastruktur und Transponder sowohl in einer mit ISO-Standards arbeitenden Umgebung als auch in einer EPC-Umgebung. Es wird lediglich mit unterschiedlichen Datenelementen gearbeitet. Die Standards sind für den weltweiten Einsatz geeignet, da das beschriebene Frequenzband von 860-960 MHz zusammen mit der Variabilität der Übertragungsparameter die Verwendung unter verschiedenen nationalen Funkregulierungen erlaubt. Typ D basiert vollständig auf einem Pulse Position Encoding. Alternativ kann auch eine Miller M=2 Zwischenfrequenz verwendet werden.
Neue Aufteilung des ISO/IEC 18000-6 Standards
ISO/IEC | Inhalt |
18000-6 | allgemeiner Teil |
18000-61 | Beschreibung Typ A |
18000-62 | Beschreibung Typ B |
18000-63 | Beschreibung Typ C |
18000-64 | Beschreibung Typ D |
Gegenüber früheren UHF-Standards bieten EPC Gen 2 und ISO/IEC 18000-6-C wesentlich höhere Erfassungsraten. Eine schnellere Erfassung von Transpondern bringt nicht nur den entsprechenden Zeitvorteil, sondern sorgt gleichzeitig auch für eine erhöhte Erfassungssicherheit,indem mehrere Leseversuche gestartet werden können. Insbesondere UHF-Systemen stehen aufgrund von physikalischen Gegebenheiten zur Kommunikation zwischen Reader und Transpondern oft nur kürzere, unterbrochene Zeitfenster zur Verfügung. Daher gilt, je weniger Zeit für die Kommunikation benötigt wird, umso besser ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Transpondererfassung. Die Signalübertragung ist nahezu fehlersicher gestaltet. Bei anderen Übertragungsprotokollen kann es gelegentlich zu der Erkennung von „Geistertranspondern“ kommen. Diese können zufällig aufgrund von Störsignalen entstehen. Die neueren Übertragungsprotokolle von 18000-6-C und EPC Gen 2 stellen strengere Anforderungen an die Übertragungen von Reader- und Transpondersignalen. Dadurch wird dieses Phänomen hier nahezu ausgeschlossen.
Um den Schutz der Privatsphäre zu gewährleisten und den aufkommenden Forderungen gerecht zu werden, ist in dem Protokoll ein Kill-Kommando vorgesehen, durch welches ein Transponder permanent zerstört bzw. unbrauchbar gemacht werden kann. Dies kann beispielsweise bei dem Verkauf von gekennzeichneter Ware an einen Endkunden erfolgen. Transponder nach Gen2 bzw. 18000-6-C arbeiten im Gegensatz zu früheren Systemen mit einem 32-Bit-Passwort zum Auslösen des Kill-Vorgangs. Ein nicht autorisiertes Zerstören des Transponders ist bei der Verwendung eines 32-Bit langen Passworts nur erschwert möglich.
ISO 18000-6-C ist in der Lage verschiedene Nummernschlüssel zu unterstützen und dem Anwender die freie Wahl bezüglich des verwendeten Codes zu gewähren. Der Standard sieht eine besondere Maßnahme vor, welche dafür sorgt, dass die Verwendung von EPCs oder eines anderen Nummernschlüsseln direkt erkannt wird. In der ISO Norm wurde die „Memory Bank 01“ als Platz für den Indetifier des Nummernschlüssels festgelegt. Steht ein definiertes Bit dieser Memory Bank auf „0“, so folgt ein EPC. Ist es gesetzt, so folgt ein anderer Code. Genutzt werden kann dies beispielsweisein der Automotive- Branche, wo häufig der UPIK bzw. die Dun&Bradstreet-Nummer an Stelle von EPCs verwendet werden. Da der Standard durch die verschiedenen Ausführungsformen und permanente Ergänzungen ein erhebliches Ausmaß von rund 470 Seiten angenommen hat, wurde im Jahr 2011 damit begonnen diesen in 5 verschiedene Einzelstandards zu untergliedern. ISO 18000-6 wird dann nur noch die allgemeine Beschreibung der Luftschnittstelle liefern. Die Typen A bis D werden in den angegliederten Standards ISO/IEC 18000-61 (Typ A), ISO/IEC 18000-62 (Typ B), ISO/IEC 18000-63 (Typ C) und ISO/IEC 18000-64 (Typ D) beschrieben. Die Teile ISO/IEC 18000-61, ISO/IEC 18000-62 und ISO/IEC 18000-64 wurden bereits in 2012 ratifiziert. Der allgemeine Teil ISO/IEC 18000-6 und ISO/IEC 18000-63 befinden sich derzeit noch in der Bearbeitung. Besonders Typ C wird in diesem Zuge durch einige äußerst nützliche Eigenschaften und Funktionen ergänzt. Diese Erweiterungen werden Möglichkeiten zur Verwendung verschiedenster Sensorik beschreiben und Informationen bezüglich batteriegestützter passiver Transponder bereitstellen. Ebenso wird ISO/IEC 18000-63 der erste Standard sein, der ein sicheres UHF RFID Systemermöglichen soll. Die Grundlage dafür wird bereits im ISO Standard ISO/IEC 29167-1 gelegt. Aktuell laufen die Arbeiten an der Entwicklung einer Reihe von Standards (ISO/IEC29167-10 bis 17),welche die verschiedenen Sicherheitsmethoden definieren. Weitere Überlegungen gehen derzeit dorthin, dass eine Modifikation der einzelnen Standards der ISO/IEC 18000 Serie erfolgen soll. Die Standards der 18000er Serie würden dann auf die einzelnen Abschnitte von ISO/IEC29167 referenzieren und die dort beschriebenen Security Anforderungen als Option anbieten.
Luftschnittstellen – 2.45 GHz (ISO/IEC 18000-4:2008)
ISO/IEC 18000-4:2008 zeigt zwei Betriebsarten für Anwendungen bei einer Frequenz von 2,45 GHz auf. Während die erste Betriebsart sich auf ein passives System bezieht, geht die zweite Möglichkeit von einem aktiven System aus. Bei einem passiven System handelt es sich um ein so genanntes „Reader Talks First“ Protokoll. Dies bedeutet jegliche Kommunikation zwischen Reader und Transponder muss durch das Lesegerät begonnen werden. Der Transponder bezieht dabei seine Energie aus dem abgestrahlten Feld des Lesegerätes. Handelt es sich um ein aktives System, so spricht man auch von einem „Tag Talks First“-Protokoll. Hierbei kommen batteriegestützte Transponder zum Einsatz. In solchen Systemen sendet der Reader ein kontinuierliches, unmoduliertes Feld aus. Wird ein Transponder in dieses Feld bewegt, so erfolgt dadurch seine Aktivierung. Anschließend beginnt er selbstständig damit, die auf ihm gespeicherten Informationen zu senden.
Luftschnittstellen – 13.56 MHz (ISO/ IEC 18000-3:2010)
ISO/IEC 18000-3:2010 beschreibt die Luftschnittstelle für RFID Systeme mit einer Betriebsfrequenz von 13,56 MHz. Der Standard sieht drei Betriebsarten vor. Diese Betriebsarten sind zwar untereinander nicht vollständig kompatibel, führen aber auch nicht zu einer gegenseitigen Behinderung. Mode 1 basiert auf dem Standard ISO/IEC 15693 Vicinity Cards. Mode 2 hingegen beschreibt ein High Speed Interface zur Datenübertragung. Die Übertragungsrate vom Reader zum Tag beträgt 423,75 kbps, die Antwort des Tags wird zum Reader mit einer Geschwindigkeit von 105,9375 kbps übermittelt. Mode 3 bezieht sich auf den in 2011 durch EPCglobal neu veröffentlichten Air Interface Standard EPC HF . Die überarbeitete Version des Standards mit der Erweiterung um den Mode 3 wurde im November 2010 veröffentlicht.
Luftschnittstellen – Frequenzen unterhalb 135 kHz (ISO/IEC 18000-2:2009)
ISO/IEC 18000-2:2009 definiert eine Luftschnittstelle für RFID-Systeme mit einer Betriebsfrequenz < 135 kHz. Spezifiziert werden die technisch relevanten Angaben für die Übertragung von Informationen zwischen Reader und Transponder. Dies beinhaltet Parameter wie Betriebsfrequenz, Bandbreite, Modulation, Datenkodierung und Datenrate. Ebenfalls werden die Kommunikationsprotokolle der Luftschnittstelle sowie die Antikollisionsmethode beschrieben. Der Standard beschreibt zwei Ausführungen der Luftschnittstelle: Typ A (FDX – Full Duplex) und Typ B (HDX – Half Duplex). Die beiden Varianten unterscheiden sich lediglich in den physikalischen Parametern, während das Antikollisionsverfahren und das Protokoll identisch sind. FDX-Transponder nach Typ A werden von der Schreibleseeinheit permanent mit Energie versorgt und arbeiten bei einer Betriebsfrequenz von 125 kHz. Der Datenaustausch zwischen Reader und Transponder erfolgt mit einem Full-Duplex Übertragungsverfahren. Dies ermöglicht eine sichere und schnelle Kommunikation. Die mögliche Lesereichweite wird dadurch jedoch auf eine kurze Distanz begrenzt. HDX-Transponder nach Typ B werden für die Zeit der Kommunikation vom Transponder zum Reader nicht durch den Reader mit Energie versorgt. Sie beziehen ihre Energie für diesen Zeitraum aus einem integrierten Kondensator, welcher während der Übertragung von Daten durch den Reader geladen wird. Die Übertragung von Informationen erfolgt nach einem Half-Duplex Verfahren, wodurch größere Lesereichweiten als mit einem FDX Transponder erzielt werden können. Die Arbeitsfrequenz kann bei diesen Transpondern sowohl 125 kHz als auch 134,2 kHz betragen.
Luftschnittstellen – Referenz-Architektur und Parameterdefinition (ISO/IEC 18000-1:2008)
Der Standard ISO/IEC 18000-1:2008 definiert Referenz-Architekturen, sowie die Luftschnittstellenparameter für die verfügbaren RFID Frequenzbänder. Während der Anwendungsbereich von ISO 18000-1 auf die direkten Funktionen der Luftschnittstelle begrenzt ist und eine einheitliche, bewertungsfreie Beschreibung von Luftschnittstellen ermöglicht, liefern die weiteren Teile von ISO 18000 entsprechend der jeweiligen Frequenz Vorgaben zu den einzelnen Parameter.